Wir haben kein Ziel, wir sind am Ziel. Wir sind unterwegs...
Diese Worte lassen mich nicht mehr los, irgendwo irgendwann gehört, nie mehr vergessen. Wie kann ich, der immer im Leben Ziele verfolgt hat am Ziel sein und trotzdem sich bewegen und unterwegs sein? Gibt es ohne Ziel nicht den totalen Stillstand? Geraten hier einige Grundfesten des bisherigen Lebens ins wanken?
Also nach der Reihe:
Wir haben kein Ziel...
Gemeint ist für mich, dass wir nirgendwo hin müssen, sollen, wollen. Damit fällt ein gewisser Druck des erreichen müssen, etwas unbedingt sehen müssen, dort unbedingt sein müssen weg. Etwas Leichtes stellt sich ein, wenn der Tag mit dem gefüllt ist was ist und kommt oder nicht. Etwas Genügsames entsteht,wenn das was gerade ist, reicht. Etwas Zufriedenes ist spürbar, wenn das was ist sich breit machen darf ohne reduziert zu werden auf den Schritt für das Nächste.
...wir sind am Ziel.
Jetzt wird es wirklich interessant. Wer kann das sagen und ist das gut zu sagen? Hört damit nicht Wachstum und Entwicklung auf. Kommt nach der Ernte der Früchte noch was? Werden wir nicht müde und träge, wenn wir erreicht haben was unsere Ziele sind. Hört nicht das Leben dann überhaupt auf?
Ja, das ist alles möglich und auf seine Art auch richtig. Wenn wir das Ziel als punktuelles Erreichen sehen, dann ist gut und richtig Ziele zu haben. Erlauben wir uns das Ziel als etwas Großes
zuzulassen, erwärmt sich der Begriff des Erreichten und zwar als kontemplative Ruhe. Ich bin am Ziel, wer kann und will das von sich oder dem was er macht schon sagen, ohne gleich im schlechten
Gewissen der Trägheit oder des Wertlosen sich wieder zu finden. Nein, nach dem Ziel geht es weiter, so wie es nach der Ziellinie am Ende des Marathons auch weitergeht, es nicht zu Ende ist und
damit Leere wie oft erlebt, wenn scheinbar alles erreicht und was kommt dann, sich einstellt. Das Ziel sich splittet in viele kleine Möglichkeiten, die zu erreichen es sich lohnt oder auch das
nicht erreichen auch schon das Ziel ist. Sich alles verliert im...
...Wir sind unterwegs.
Das hätte ich mir so nicht träumen lassen. Das sich einmal ein Gefühl einstellt, dass wir unterwegs sind auch wenn wir stehen. Stehen an einem Platz wie hier in den Dünen, solange bis die Natur die Straßen wieder frei gibt und dennoch sind wir unterwegs.
Wir zum Beispiel unterwegs sind mit unserer Planung. Schon die Länder bereisen in denen wir noch gar nicht sind. Plötzlich durch Begegnungen und Innerem entstanden, Länder auftauchen, an die wir
bisher noch gar nicht gedacht haben. Die nie „Ziel“ waren. Und trotzdem wollen wir dort unterwegs sein, das nie Angedachte kennenlernen.
Wir haben kein Ziel, wir sind am Ziel. Wir sind unterwegs.
So erleben wir das Unterwegssein gerade neu. Ein wenig so, wie wenn der Weg das Ziel ist, ohne es so benennen zu können. Die damit verbundene Ruhe die wir spüren, bestimmt den Weg. Rechts, links, vorwärts oder rückwärts, was macht es aus. Es ist nur ein Richtungsbegriff für BeWEGung, der wir folgen wollen. Und siehe da, hier findet sich schon wieder ein Weg.
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Willi und Eva
4.Dezember 2014