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Fotos und Begegnungen und Gedanken zum neuen Jahr

Vielen, lieben Dank für die vielen Wünsche-emails nach unserer letzten Aussendung. Auch wir freuen uns auf die Begegnungen und darauf nach oftmals langer Zeit, manche wieder persönlich zu sehen. 

 

Nun zu den Fotos. Wir bekommen sehr viele positive Rückmeldungen zu unseren Fotos die wir in unsere Homepage stellen. Das freut uns sehr und manchmal überrascht es uns, da wir ja nur das fotografieren was wir sehen. Die meisten Fotos handeln von dort wo wir gerade sind und von dem was wir gerade erleben. Wir machen sie einfach, ohne viel nachdenken und ohne jede Bearbeitung. Ob Berge, Seen, Wasserfälle, Fahrstrecken oder einfach wir in unserem Umfeld. Was uns am meisten bewegt sind aber die Begegnungen mit Menschen und diesen haben wir sehr wenige Bilder. Der Grund ist, wir machen keine Fotos von anderen Menschen, wenn sie dafür Geld wollen und wir fotografieren nicht andere Menschen heimlich. Das ein Foto die Seele raubt glauben hier noch viele, darum wollen sie nicht fotografiert werden und daran halten wir uns. Dass bei ein paar Pesos die Seele dann manchmal auch flexibel ist, ist eine andere Geschichte. Fotografischen Voyeurismus lehnen wir ab, auch wenn er unter Reisenden häufig zu finden ist. Heimlich aus der Hüfte fotografierte bolivianische Marktfrauen oder peruanische Kinder ist nicht unser Stil und so fotografieren wir wenn überhaupt, nur mit Einwilligung. 

 

Unsere fotografier Rituale haben sich im Laufe der Zeit auch verändert. Nachdem wir von Teilen unserer Reise Fotobücher machen, reduzieren wir die Fotos auf welche für unser persönlichen Fotobücher. Wir lieben es von Zeit zu Zeit in unseren Büchern zu blättern und uns damit an besondere Momente unseres Lebens zu erinnern.

 

Wir haben gemerkt, dass wir die Fotos kaum auf unserem PC ansehen. In die tausende gehen mittlerweile unsere Bilder die wir gemacht haben und je länger wir reisen umso mehr bildet sich der Gedanke mit Ende unserer Reise auch alle Bilder zeremoniell wieder zu löschen und nur mehr die Bilder im Kopf und in den Fotobüchern und die Gefühle und Erlebnisse im Herzen überleben zu lassen. Schau ma mal.

 

Nun zu den Begegnungen. Menschen auf Reisen zu treffen haben wir erst lernen müssen, denn sie (die Begegnungen) haben immer ein zeitlich, kurzes Ablaufdatum und die Chance sich wieder zu sehen ist gleich null. Und so liegt in dieses Begegnungen etwas einzigartiges, kurzfristiges, nicht wiederholbares, die den Moment für uns kostbar macht. Ob Mechaniker, Verkäufer im Geschäft, Menschen auf der Straße, Auswanderer oder andere Reisende. Im Moment der Begegnung wissen wir vom Abschied und so nützen wir die Zeit und füllen diese möglichst nicht mit Wortmüll und Allgemeinplätzen. Uns interessieren die Geschichten hinter den Menschen, wie sie leben, Geschichten von denen wir was lernen können und wenn das so ist nehmen wir das dann gerne für unser Leben mit. Da können wir auch manchmal etwas geben mit dem Wissen unserer Vergangenheit und das machen wir gerne. Wir erzählen dann gerne auch von unseren Leben, was sich tut, wo wir gerade stehen.

 

Die Qualität der Begegnung messen wir nicht in Worten die wir hören, wir selbst brauchen auch wenige Worte um uns zu verständigen. Damit tun sich andere oftmals schwer. Wir merken wie manchmal zu viele Worte uns den Blick auf das Momentane verstellen. Auf Reisen wird gerne erzählt. Man sagt ja, wer von einer Reise zurückkommt, hat viel zu erzählen. Die Frage ist was? Bei Reisenden sind es oft irgendwelche internetbasierenden Gruselstories über Länder und deren Menschen, oder Erfolge aus dem Vorreiseleben, über möglichst schon lange Reisedauer, oder viele besuchte Länder, so als sei das ein Erfolgskriterium. Wenige erzählen etwas von sich. Das Eigene bleibt meist außen vor. Gründe dafür gibt es genug. Warum sollte jemand der auf Reisen oder ausgewandert ist, offener sein als jemand der aus den vier Wänden nicht hinauskommt. Ich gebe es zu, da bin ich etwas überrascht worden - gedacht habe ich mir schon, daß es so ist. 

 

Aber wir sind immer wir selbst, egal wo wir sind. Aber für viele ist Reisen fernsehen aus dem Wohnmobil, beobachten und bewerten was außen ist. Auswanderer die sich nur unter ihresgleichen bewegen, da die Andersartigkeit der Anderen, sie aus dem holen würde, was sie ja eigentlich verlassen wollten. Für uns ist Reisen das Äußere nach innen lassen und bewegt werden vom anders sein. Natürlich können wir das akzeptieren, daß dies bei manchen anders ist und das tun wir auch, aber zu viel Lebenszeit wollen wir dem Oberflächlichen nicht schenken, das haben wir auch früher nicht getan. Natürlich haben wir auch Menschen getroffen die bereichernd und spannend waren in ihren Leben und Taten. Die uns als Auswanderer aufgenommen haben, erzählt haben, gegeben haben von dem was sie sich oft unter schwierigen Umständen erarbeitet haben. Reisende deren Lebenskonzepte uns fasziniert haben, die Mut und Abenteuerlust leben und Weite und Offenheit erkennen ließen. Bei denen bedanken wir uns für ihre Zeit und hoffen daß das geben nicht einseitig war.

 

…und wenn wir es nicht geschafft haben, uns jetzt auszudrücken was uns bewegt - was auch nicht schlimm ist - da das Herz keine Worte findet - so spricht Gibran in wenig Worten aus, was eh jeder weiß.

Khalil Gibran - Vom Reden

 

Und dann sagte ein Gelehrter: Sprich zu uns „vom Reden“.

Und er antwortete und sagte: Ihr redet, wenn ihr aufhört, mit euren Gedanken in Frieden zu sein. Und wenn ihr nicht länger in der Einsamkeit eures Herzens verweilen könnt, lebt ihr in euren Lippen, und das Wort ist euch Ablenkung und Zeitvertreib.

Und in vielen eurer Gespräche wird das Denken halb ermordet.

Denn der Gedanke ist ein Vogel, der Raum braucht und in einem Käfig von Worten zwar seine Flügel ausbreiten, aber nicht fliegen kann. Es sind welche unter euch, die den Redseligen suchen, weil sie Angst haben, allein zu sein. Die Stille des Alleinseins offenbart ihren Augen ihr nacktes Ich, und sie möchten flüchten.

Und es sind welche unter euch, die reden und dabei ohne Wissen oder Absicht eine Wahrheit aufdecken, die sie selber nicht verstehen. Und wieder andere haben die Wahrheit in sich, aber sie drücken sie nicht in Worten aus. In der Brust solcher Menschen weilt der Geist in rhythmischer Stille.

Wenn ihr euren Freund auf der Straße oder auf dem Marktplatz trefft, soll der Geist in euch eure Lippen bewegen und eure Zunge lenken. Soll die Stimme in eurer Stimme zum Ohr seines Ohrs sprechen, denn seine Seele wird die Wahrheit eures Herzens bewahren, wie man sich an den Geschmack von Wein erinnert, wenn auch seine Farbe vergessen und das Gefäß zerbrochen ist. 

Und wenn wir uns manchmal der Wortschwall und dem gedanklichen Unfrieden nicht entziehen können, dann hilft uns als Rammstein Fans, dieses... :-)

Am Anfang des Jahres nun ein paar wenige Fotos von Begegnungen der letzten Monate des letzten Jahres. Sie geben einen Endruck der Vielfalt und Unterschiedlichkeit. Beim Zusammenstellen haben wir uns über jedes einzelne Bild wieder gefreut, so als hätten wir den oder die Personen gerade wieder getroffen. 

 

 

In dem Wissen, daß diese Worte auch nur eine Wahrheit sind,

liebe Grüße.

 

Willi und Eva

 

1. Jänner 2017