Stay in contact 2016_3

Bolivia for one day!

Das Land ist drei mal so groß wie Deutschland und doch waren wir nur einen Tag dort. Wie das? 

Der Grund ist unser Auto, das die letzten Wochen scheinbar reisemüde geworden ist und viel an werkstattlicher Zuwendung braucht. Nach mehr als vier Jahren mehr als verständlich und trotzdem.… So handelt unser kurzer Bericht von unserem Patienten „Casa Rodante“ und den verbundenen Erfahrungen.

 

Der Patientenbericht liest sich lang und kritisch an. Begonnen hat alles mit neuen Bremsbelägen die von Puerto Montt nach Santiago gesandt, dort bearbeitet und erfolgreich montiert wurden. Von da an ging es richtig los mit den dem Reparaturbedarf und so fuhren wir in die, bei Overlander als Tipp bekannte, Werkstätte „Luis“ hier in Antofagasta, um unser Auto nun endgültig auf Vordermann zu bringen. Knapp zwei Wochen brauchten wir in Luis Werkstätte um unser „Haus“ generalzusanieren. Begonnen hat alles mit dem Ausfall unser Heizung da das Ausgleichsgefäß undicht geworden ist. Ohne Heizung ging es im Sommer und Herbst, aber hier in den Anden und im momentanen Winter bei bis zu möglichen Minus 25 Grad relativ ungemütlich. Also fanden wir ein neues Ausgleichsgefäß. Problem eins erledigt. Dann haben wir unsere Blattfedern hinten richten lassen, da sie sich auf den anstrengenden Fahrten „auf Ripio“ (so heißen die nicht asphaltierten Strassen hier) in Patagonien verbogen und die Spannung verloren haben. Glücklicherweise fanden wir noch eine Werkstätte, die auch unseren Federspeicher der seit der Mongolei undicht war, zerlegt mit neuen Dichtungen versorgt und auch wieder richtig zusammen gebaut hat. Da wir schon dabei waren, haben wir jetzt bei 200.000 Km die Kupplung neu belegen lassen und unsere Starterbatterien, die schon ein wenig stotterten nach 8 Jahren ausgewechselt. Als „Luxus“ bauten wir noch eine Motorbremse ein, da ja jetzt die 5000ender Pässe kommen. Das wars dann fürs erste. Unser finanzielles Glück ist, dass wir hier in in Chile sind und nicht in Europa. Hier wird noch vieles repariert und nicht nur Teile gewechselt. Beispiel: Eine neue Kupplungsscheibe kostet für unser Auto in Deutschland ca. € 400.00 plus Versand, hier kostet neu belegen umgerechnet 30.00 Euro. Ein Federspeicher kostet in Deutschland € 1.400.00 plus Versand, hier wurde der Speicher für umgerechnet € 90.00 repariert. Das System des Ersatzteilauswecheln ist hier aus ökonomischen Gründen gar nicht möglich und wir finden eine Unzahl kleiner ein bis zwei Personen Werkstätten die sich darauf spezialisiert haben aus alt neu zu machen. 

 

Aber warum Bolivien nur für einen Tag? Nachdem scheinbar alles gerichtet war, sind wir Richtung Bolivien aufgebrochen. Nach kurzer Fahrt merken wir einen Druckverlust bei unserem Brems-Luftsystem. Auf der Fahrt verlieren wir schon soviel Luft, das der Kompressor nicht mehr zu arbeiten aufhört. Wir überqueren trotzdem die Grenze und suchen uns 30 Km hinter der Grenze einen Schlafplatz in der Hoffnung, dass es sich legt. In der Nacht bei 15 Grad Minus und in der Höhe von 3700 Meter kollabiert unser Druckluftsystem komplett. So fahren wir nächsten Tag zurück nach Chile, haben noch eine Reifenpanne und dann ab nach Antofagasta, zurück in die Werkstätte. Hier finden wir die Teile die wir brauchen und reparieren unseren defekten Druckregler und decken uns mit neuen Reifenschläuchen ein.

 

Natürlich fragen wir uns auch was das alles wohl bedeuten mag. So viele Reparaturen auf einmal, sind sie „logisch“ nach den unglaublichen Strapazen denen unser Fahrzeug ausgesetzt ist, nagt das Alter von 25 Jahren an unserem Gefährt oder und sind es Zeichen für uns, die wir zu beachten haben. Warum verlieren wir soviel Luft? Geht uns die Reiseluft aus? Fünf von sechs Reifenpannen die wir bis jetzt gehabt haben waren rechts hinten. Bleiben wir hier durch die Pannen länger weil es uns so gut gefällt? Alles Fragen die uns beschäftigen und helfen für uns Reise- und Lebenswege zu finden. 

 

Aber über allem steht das Erleben und die Schönheit am Weg. Gerade hier in der Atacama Wüste gefällt es uns besonders gut. Dort wo am wenigsten ist, sehen wir das Schöne am deutlichsten. In der Weite, durch die klare Luft der Höhe (wir bewegen uns im Moment immer zwischen 3000 und 4000 Metern), durch die Unberührtheit und Wildheit der Natur. 

Jetzt sind wir bereit weiter zu reisen und bleiben bei angenehmen Temperaturen  in Nordchile am Meer und machen uns dann  direkt auf nach Peru, wo uns Ende August wieder Fabian besucht. Nach Bolivien fahren wir später wieder. 

 

Ein amüsantes Detail am Rande: Bei der Einreise nach Bolivien bekommen wir 30 Tage Aufenthaltsdauer unser Auto jedoch 60 Tage. Auf die Bitte nach ebenfalls 60 Tagen Aufenthalt, fängt der Grenzpolizist den Stempel für 60 Tage zu suchen an. Nach 15 Minuten verzweifelter Suche in denen er den Stempel in und auf seinem Schreibtisch-Chaos nicht findet, bittet er uns etwas verlegen und sehr freundlich die Verlängerung in Sucre zu beantragen. Wir haben sie dann doch nicht gebraucht.

 

22. Juli 2016

Stay in contact.

Willi und Eva