Stay in contact 2018_3

Oye LENA                                                                                                                   Ein Platz für Kinder inmitten der peruanischen Anden

Liebe stay in contact-Freunde und Mitreisende,

 

seit unserem letzten stay in contact ist einige Zeit vergangen. Wir haben die Sommermonate in Österreich verbracht, uns in Steyr niedergelassen und uns langsam wieder an das Leben ohne permanente vier Räder gewohnt. 

 

Das immer und überall Vorhandensein von heißem Wasser, Strom und Heizung, einer Waschmaschine, Geschirrspüler, allen Lebensmitteln ist für für uns keine Selbstverständlichkeit mehr. Wir genießen es und trotzdem gehen wir mit den Dingen achtsamer um. Wie schön Nächtens nach einem Besuch bei Freunden ohne weiters zu Fuß nachhause zu gehen, ohne dem Gefühl der Unsicherheit oder Gefahr. Auch wenn in Österreich die Propagandamaschine auf Hochtouren läuft, daß das nicht mehr so ist und darum alles verschärft und eingeengt werden soll. Österreich ist trotz all der momentanen Unverständlichkeiten ein schönes, sicheres und lebenswertes Land. 

 

Wir sind darüber dankbar und bei manchen Verlockungen halten wir uns bewusst zurück, weil wir es einfach nicht mehr brauchen. Es tut`s ein VW Passat, Baujahr 1983 um € 3000.- Hier hat die Reise in unseren Wertigkeiten seine Spuren hinterlassen.

 

Seit Oktober sind wir nun wieder unterwegs, im Moment in Peru, dann wollen wir weiter nach Brasilien, Paraguay und Uruguay. Wir werden ab heuer die Wintermonate in Südamerika unterwegs sein, und die Sommermonate in Österreich verbringen.

 

Peru ist ein faszinierendes Land der Extreme. Die Leute, die Städte, die Anden, der tägliche Kampf ums Überleben, die harte Arbeit in extremen Höhen, die schlechte medizinische Versorgung, das unterentwickelte Schulsystem, Gewalt, Missbrauch die den Menschen in den Gesichtern und Körpern geschrieben steht. Die Armut. All das ist sichtbar und zum Verarbeiten für verwöhnte Menschen wie uns oftmals ganz schön schwer. Auf der anderen Seite erleben und erfahren wir solch eine Schönheit, eine Lebendigkeit, eine Echtheit, Unverfälschtheit und ungeschminkte Authentizität. Das fällt uns umso mehr auf, da wir die letzten Wochen schwerpunktmäßig auf dem Land, sprich in den Anden verbracht haben.

 

Hier ist die Härte des Lebens Realität und sie ist anders als wir das vom Westen her gewohnt sind. Wir haben in unserer Wohlstandsgesellschaft und Überflusswelt keine Ahnung unter welchen Umständen viele  Menschen zum Beispiel hier in Peru leben und ums überleben kämpfen.

 

Dass wir uns jetzt über „stay in contact“ bei dir melden hat einen besonderen Grund. 

Hier in Peru sind wir Menschen begegnet die eine Arbeit machen, die es wert ist weiter zu tragen, zu veröffentlichen und zu unterstützen. Wir von Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft und Freiwilligkeit so beeindruckt sind, dass wir euch davon erzählen möchten. 

Oye LENA

Vor fünf Jahren hat hier in Curahuasi auf 2600 Meter Höhe südlich von Machu Pichu, umgeben von eine unglaublich schönen Kulisse mit Bergen und Gletscher, das Projekt Oye LENA seinen Anfang genommen. 

Oye LENA steht für: "Oye Loquitas EN Accion" was frei übersetzt heißt: 

"Listen up, we´re talking action!"

 

Zwei Frauen, Stefanie Van Erps und Valerie Demol haben ein sich selbst finanzierendes Projekt zum Schutz und zur Begleitung von peruanischen Kindern ins Leben gerufen.

55 Kinder finden hier Betreuung, bekommen eine warme Mahlzeit, werden unterrichtet, spielen, können sich frei und ungezwungen bewegen. Therapiestunden gibt es, soweit es möglich ist. Sie bekommen ärztliche Versorgung und finden hier einen Platz wo sie liebevoll aufgenommen werden und für ein paar Stunden am Tag ein ganz „normales“ Leben erfahren dürfen. 

 

In den ländlichen Gebieten in Peru ist die soziale Situation der Familien, Frauen, Männer und Kinder unvorstellbar schlecht. Die Armut ist hoch, der Wert der Kinder speziell der Mädchen gering, die Stellung der Frau ist weit weg von der Anerkennung der Arbeit die sie leisten müssen. Die seelischen und körperlichen Misshandlungen sind hoch. 

 

50% der Frauen erfahren körperliche Gewalt von den Partnern, die Mehrheit  davon regelmäßig.

25% der Frauen in den ländlichen Gebieten können weder lesen noch schreiben.

(W.H.O. und INEI)

Die Hauptarbeit vor Ort des Projektes Oye LENA liegt in den Händen von Volontäre. Die meisten, mit denen wir gesprochen haben, kommen aus Europa. Im Moment sind hier 15 junge Frauen, die freiwillig und ohne Entgelt 4 Monate bis zu einem Jahr bleiben, um mit zu helfen. Die Organisation braucht diese freiwilligen HelferInnen um das Projekt am Leben zu erhalten. 

 

Sofie, 25 Jahre, die Leiterin der Volontäre erzählt uns, dass sie momentan 10 Kinder und Jugendliche mit speziellen Bedürfnissen ganztägig betreuen, dass Mittag 25 Kleinkinder zwischen 3 und 6 Jahren mit dem Bus abgeholt werden und am Freitag Nachmittag 20 Kinder von 6-10 Jahren zur Nachmittagsbetreuung kommen können. Auch sie werden mit dem hauseigenen Bus abgeholt und wieder nach Hause gebracht. 

 

Sie zeigt uns die Räumlichkeiten, in denen sie mit den Kindern spielen, lernen und Förderprogramme machen. Einen Physiotherapieraum gibt es auch. Aber nicht immer ist Physiotherapie möglich. Und wenn eine PhysiotherapeutIn als Volontärin da ist, kann diese vor Ort gezielt den Mädchen und Jungen helfen, die körperliche Handicaps haben. Ansonsten gibt es über Skype Kontakte zu ehemaligen Volontäre, die ihnen Übungen zeigen, die hier mit den Kindern durchgeführt werden können.

 

Alle zusammen machen hier das Beste aus der Situation. Die Räumlichkeiten sind sehr einfach eingerichtet, aber mit dem Einsatz, dem Wissen, der Kreativität und der Erfahrung der Mitarbeiterinnen ist hier ein liebevoll gestaltetes Haus in den letzten Jahren entstanden.

 

 

Wir stehen hier mir unserem Camper direkt neben dem Haus und das Geld das sie über Reisende und auch über B & B einnehmen, wird in das Leben und Überleben des Projektes investiert. Und so können wir selbst ganz nah miterleben, was hier gemacht und geleistet wird. 

 

Puppen, Hauben, Stirnbänder und Taschen aus Wolle, werden von Müttern der Kinder selbst gestrickt und im Casa LENA an die spärlichen Touristen die hier vorbeikommen und an die freiwillig arbeitenden Volontäre verkauft. Die Mütter im Dorf bekommen das Material zur Verfügung gestellt und werden vorweg bezahlt. Erst dann wird verkauft. Dass das nicht allzu mächtig ausfällt ist selbstredend. 

 

Die Volontäre und die hier arbeitenden perunanischen Frauen und Männer wissen die Arbeit zu schätzen und sie wissen wie es in den Dörfern in den Behausungen und in den Familien zu geht, wie sie leben ohne fließend Wasser, ohne Elektrizität ohne warmer Mahlzeit, ohne irgend etwas zu besitzen und wie geschädigt Kinder oft aus den Familien hier her kommen.

 

Wir fragen: "Aber viel mehr Kinder hätten einen solchen Platz, in dem sie ein paar Stunden sein können, ohne den Umständen in die viele hier hineingeboren werden, verdient. Wie sucht ihr die Kinder aus, die her kommen können?"

 

Sofie winkt ab. „Nein, alle Kinder können nicht kommen. Dafür ist nicht genügend Platz!“ Es ist nicht leicht hier Entscheidungen zu treffen.

 

Sofie erzählt mir von Susi Garcia Delgado, Lehrerin im Oye LENA und aus Peru. Sie nimmt Kontakt zu den Familien auf. Sie spricht Quechua, die zweite Landessprache neben Spanisch. Sie spricht mit den „local people“, bekommt Einblick in die Familienverhältnisse und nimmt dann die ärmsten von den armen, wenn die Eltern damit einverstanden sind.

 

Viele Familien sind froh, wenn ihr Kind einen Platz hier im CASA Oye LENA bekommt. Andere haben Angst, sind unsicher und behalten die Kinder lieber zuhause.

 

Dafür wird zusätzlich Elternarbeit geleistet. Einige MitarbeiterInnen gehen zu den Familien oder laden Mütter zu Gesprächen ein, damit sie vertrauen lernen und erfahren, dass ihre Kinder gut aufgehoben sind. 

 

Heute ist Feiertag und Wochenende. Die Kinder sind zuhause bei ihren Familien. Es ist ruhig. Die MitarbeiterInnen von Casa Lena sitzen zur Besprechung zusammen und planen die kommende Wochen. Wer was macht und was alles zu tun ist. Am Wochenende findet im Dorf ein großes Fest statt, bei dem auch das Projekt „Casa Oye LENA“ von den lokalen Politikern geehrt und anerkannt wird. Man ist hier dankbar und anerkennt den Einsatz der hier geleistet wird. 

 

Wie unterschiedlich Hilfe hier geleistet wird sollen zwei Beispiele verdeutlichen.

 

Am Montag war Maria ein behindertes Kind mit Down Syndrome nicht hier. Die Betreuerin erzählt uns, daß sie mit der Mutter nach Lima gereist ist. Die Mutter hat Krebs und erhält im Hospital in Lima eine Behandlung. Lima ist von Curahuasi gut 48 Stunden mit dem Bus entfernt. Das hieße, daß die schwerkranke Mutter mit ihrem gehandicapten Kind 2 Tage im Bus verbringen müßte um ihre Behandlung zu bekommen. Auch hier hilft Oye LENA und bezahlt für Mutter und Kind ein Flugticket um die Reise erträglicher zu machen. 

 

Ein weiteres Schicksal hat uns nicht minder berührt. Sofie erzählt uns, daß eine Mutter angefragt hat ihren Sohn der ebenfalls behindert ist aufzunehmen. Die Familie lebt weit abgeschieden in den Bergen, und wurde von Banditen überfallen, der Vater gefangen genommen bzw. verschleppt und die Mutter musste mit dem behinderten Kind flüchten. Oye LENA kann jedoch das Kind noch nicht aufnehmen, da es nicht selbständig essen kann und die Sonde mehrmals am Tag gewechselt werden muß. Das kann jedoch nur im Krankenhaus gemacht werden und man versucht nun es so einzurichten, daß das Kind nur einmal am Tag die Sonde wechseln muß, denn dann kann es von den Mitarbeiterinnen von Oye LENA betreut werden.

 

...und solche Geschichten gibt es zu fast jedem Kind, das hier bereut und versorgt wird. 

 

Wir haben beschlossen über diese Arbeit einen „stay in contact“ zu schreiben um damit die Möglichkeit zu geben das Projekt Oye LENA zu unterstützen. Manchmal, wir wissen es von uns selbst, möchte man etwas Geld spenden und oft wissen wir nicht ob das Gespendete auch dort ankommt, wo es sollte. Hierher geht es direkt an den Platz, wo es benötigt wird und wie wir uns vergewissern können, wird damit etwas bei denen bewirkt, die sich die Lebenssituation so nicht ausgesucht haben. Mit einer Spende, schenkst du Freude und hilfst, daß dieses Projekt weiterleben bzw. ausgebaut werden kann.

Wie kannst du helfen:

 

Patenschaft

Du übernimmst eine Patenschaft für eines dieser Kinder. Für ein paar Cent täglich, kannst du hier was bewirken.

 

Finanziell

Möchtest du zum Beispiel als Schule in Österreich ein Charity Projekt starten. Melde dich bei Oye LENA.

Oder wenn du oder deine Firma das Herz am richtigen Platz hast. Auch hier nimm Kontakt zu Oye LENA auf.

 

Volunteering

Wenn du am Projekt vor Ort mitarbeiten möchtest, findest du alle wichtigen Informationen auf der Webpage oder Facebook

 

Spende von Privatpersonen

Du überweist einen Betrag direkt an Oye LENA 

Iban: BE 28068897530620

BIC: GKCCBEBB

Verwendungszweck: NGO Oye LENA

 

Spende von Unternehmen

Iban: BE48523080272427

BIC: TRIOBEBB

Verwendungszweck: Donation for ONG Oye LENA

Hier erhält du eine Bestätigung für die Buchhaltung

Weiter infos findest du unter: 

www.oyelenaperu.com

Facebook: Oye LENA N.G.O.

 

Wir wünschen euch schöne Feiertage und ein glückliches neues Jahr.

 

Eva und Willi

29. November 2018

 

PS: Wir haben alle Fotos mit Einverständnis der Verantwortlichen von Oye LENA und damit auch der Eltern der Kinder gemacht.